Psychopharmaka bei Menschen mit schwerer Demenz

Neuropsychiatrische Symptome dominieren das klinische Bild der schweren Demenz.

Eine Auswertung der MAKS®-s-Studie zeigt, dass 56 % der Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner mindestens ein Antipsychotikum zur Dauerbehandlung erhielten.
Mehr als die Hälfte der Demenzerkrankten in deutschen Pflegeheimen befindet sich bereits im Stadium der schweren Demenz, Tendenz steigend. Neuropsychiatrische Symptome (NPS) dominieren das klinische Bild dieser Patienten. Obwohl die S3 Leitlinie „Demenzen“ der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde zur Therapie von NPS zuerst eine psychosoziale Therapie empfiehlt, werden bei Menschen mit Demenz häufig Antipsychotika verordnet. Um diese Tatsache auch bei Menschen mit schwerer Demenz zu überprüfen, wurden die Daten der 142 Studienteilnehmenden der MAKS®-s Studie, die vor dem Ausbruch der Covid-19 Pandemie erhoben wurden, analysiert. Ermittelt wurden die Häufigkeiten der verordneten Psychopharmaka (Antidementiva, Antidepressiva, Sedative/Hypnotika und Antipsychotika) und die neuropsychiatrischen Symptome. Die Teilnehmenden der MAKS®-s-Studie waren durchschnittlich 86 Jahre alt, drei Viertel waren Frauen. 74% der Personen erhielten mindestens ein Psychopharmakon, am häufigsten wurden Antipsychotika (56%) verordnet. 20 % der Personen erhielten Antidementiva und 26 % Antidepressiva.

Kontraindizierte Substanzen wie Trizyklika oder Olanzapin wurden nicht verordnet. 93 % der Studienteilnehmenden wiesen eines oder mehrere NPS auf. Am häufigsten beobachtet wurden aggressives Verhalten und Reizbarkeit bei jeweils 44 % der Stichprobe und abweichendes motorisches Verhalten bei 42 %.

Kontraindizierte Substanzen wie Trizyklika oder Olanzapin wurden nicht verordnet. 93 % der Studienteilnehmenden wiesen eines oder mehrere NPS auf. Am häufigsten beobachtet wurden aggressives Verhalten und Reizbarkeit bei jeweils 44 % der Stichprobe und abweichendes motorisches Verhalten bei 42 %. Klinisch relevante NPS zeigten insgesamt 80 % der Menschen mit schwerer Demenz. Die häufigsten Symptome in klinisch relevanter Ausprägung waren abweichendes motorisches Verhalten (36 %), Aggression (28 %) und Apathie (25 %). Keinerlei NPS zeigten lediglich 7 % der Menschen mit schwerer Demenz in Pflegeheimen. In der Bewertung der querschnittlichen Ergebnisse gehen die Autorin und die Autoren von einer therapeutischen Vorgehensweise aus, die verbessert werden sollte. Laut der S3-Leitlinie soll vor einer Behandlungsentscheidung die Ursachenforschung stehen. In der wissenschaftlichen Literatur wurden vor allem Schmerzen und das Fehlen von Aktivitäten sowie unbefriedigte Bedürfnisse als Auslöser von NPS identifiziert. Die Autorin und die Autoren vermuten deshalb, dass mangelnde zeitliche und personelle Ressourcen, diese Ursachen zu identifizieren und zu behandeln, in deutschen Pflegeheimen dafür verantwortlich sind, dass Psychopharmaka als zeitsparende Alternative – im Vergleich zu den vorrangig bei NPS empfohlenen psychosozialen Interventionen – häufig angewendet werden.

Kontraindizierte Substanzen wie Trizyklika oder Olanzapin wurden nicht verordnet. 93 % der Studienteilnehmenden wiesen eines oder mehrere NPS auf. Am häufigsten beobachtet wurden aggressives Verhalten und Reizbarkeit bei jeweils 44 % der Stichprobe und abweichendes motorisches Verhalten bei 42 %. Klinisch relevante NPS zeigten insgesamt 80 % der Menschen mit schwerer Demenz. Die häufigsten Symptome in klinisch relevanter Ausprägung waren abweichendes motorisches Verhalten (36 %), Aggression (28 %) und Apathie (25 %). Keinerlei NPS zeigten lediglich 7 % der Menschen mit schwerer Demenz in Pflegeheimen. In der Bewertung der querschnittlichen Ergebnisse gehen die Autorin und die Autoren von einer therapeutischen Vorgehensweise aus, die verbessert werden sollte. Laut der S3-Leitlinie soll vor einer Behandlungsentscheidung die Ursachenforschung stehen. In der wissenschaftlichen Literatur wurden vor allem Schmerzen und das Fehlen von Aktivitäten sowie unbefriedigte Bedürfnisse als Auslöser von NPS identifiziert. Die Autorin und die Autoren vermuten deshalb, dass mangelnde zeitliche und personelle Ressourcen, diese Ursachen zu identifizieren und zu behandeln, in deutschen Pflegeheimen dafür verantwortlich sind, dass Psychopharmaka als zeitsparende Alternative – im Vergleich zu den vorrangig bei NPS empfohlenen psychosozialen Interventionen – häufig angewendet werden.

 

Die detaillierten Ergebnisse hierzu finden Sie hier:

Diehl K, Kratzer A, Donath C, Maas R, Fromm MF, Kornhuber J, Graessel E:

Psychopharmakologische Behandlung von Menschen mit schwerer Demenz. Ergebnisse einer Querschnittsanalyse.
Deutsches Ärzteblatt International 119 (2022) 664-665

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