Die MAKS-Therapie zielt darauf ab Betroffene mit Demenz zu fördern.
Um die MAKS-Therapie individuell auf deren Bedürfnisse abzustimmen, wurden verschiedene Therapie-Formen zur jeweiligen Demenzstufe eingeführt:
MAKS-m ist die Form der MAKS-Therapie für Menschen mit leichter oder mittelschwerer Demenz.
„m“ — steht für mild oder moderate
Im Grundsatz ist MAKS eine nicht-medikamentöse Mehrkomponenten-Gruppentherapie mit motorischer, kognitiver und alltagspraktischer Förderung sowie einer sozial-kommunikativen Einstimmung in fester Reihenfolge.
Die Wirkung der MAKS-Therapie ist bereits bei einer regelmäßigen Durchführung von mindestens einmal pro Woche nachgewiesen.
Die Durchführung der circa zweistündigen Therapie‐Einheit wird durch ein umfangreiches Handbuch ermöglicht.
Ab April 2025 erhalten alle Therapeuten und Therapeutinnen das Handbuch für MAKS-m als PDF-Version kostenfrei zur Verfügung. Zukünftig erhalten alle Schulungsteilnehmenden das Handbuch kostenlos und automatisch nach dem zweiten Schulungstag. Die Erstversion umfasst bereits über 1.000 Seiten und bietet eine Fülle an wertvollen Informationen und Übungen. Mit dem Handbuch erhalten Sie über 200 Vorlagen zur Durchführung von MAKS-m-Einheiten. Für die abwechslungsreichen Übungen der vier Module sind detaillierte Beschreibungen enthalten.
Im folgenden Beitrag, der im Band 19 der Schriftenreihe des GKV-Spitzenverbands erschienen ist, wird ein Überblick über MAKS®-m gegeben.
MAKS® wurde in einer randomisiert-kontrollierten Interventionsstudie im stationären Bereich (Pflegeheim) untersucht. Diese Studie wurde gefördert durch den GKV-Spitzenverband, das Bundesministerium für Gesundheit und das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention. Es gab eine MAKS® Gruppe und eine Vergleichsgruppe ohne MAKS-Therapie®.
Es resultierte ein signifikanter (nicht durch Zufallseffekte erklärbarer) Therapieeffekt mit praktischer Bedeutung: Stabilisierung der alltagspraktischen und kognitiven Fähigkeiten für den Therapiezeitraum von 12 Monaten. In der Vergleichsgruppe ohne die MAKS-Therapie® ließen die Fähigkeiten signifikant nach (siehe Graessel u.a. 2011). Der Unterschied war für Menschen mit leichter oder mittelschwerer Demenz zu beobachten. Außerdem verbesserte sich im Gegensatz zur Vergleichsgruppe das soziale Verhalten und Verhaltensweisen, die von den Pflegepersonen als auffordernd oder belastend empfunden wurden, nahmen ab (siehe Luttenberger, Donath u.a. 2012). Außerdem erwies sich die Therapie mit MAKS® für den Nachbeobachtungszeitraum von 10 Monaten als nachhaltig (siehe Luttenberger, Hofner u.a. 2012).
Graessel E, Stemmer R, Eichenseer B, Pickel S, Donath C, Kornhuber J, Luttenberger K:
(Originaltitel: Non-pharmacological, multicomponent group therapy in patients with degenerative dementia: a 12-months randomized, controlled trial)
BMC Medicine 9 (2011) 129
Download: PDF der deutschen Übersetzung
URL: Artikel bei BMC Medicine
Luttenberger K, Donath C, Uter W, Graessel E:
(Originaltitel: Effects of multimodal nondrug therapy on dementia symptoms and need for care in nursing home residents with degenerative dementia: a randomized-controlled study with 6-month follow-up)
Journal of the American Geriatrics Society 60 (2012) 830-840
Download: PDF der deutschen Übersetzung
Luttenberger K, Hofner B, Graessel E:
(Originaltitel: Are the effects of a non-drug multimodal activation therapy of dementia sustainable? Follow-up study 10 months after completion of a randomised controlled trial)
BMC Neurology 12 (2012) 151.
Download: PDF
URL: Artikel bei BMC Neurology
Im Rahmen des Forschungsprojekts „DeTaMAKS“ (Demenz – Tagespflege – MAKS®) wurde die bereits in Pflegeheimen untersuchte multimodale, nicht-medikamentöse MAKS-Therapie® auf die Verwendung im teilstationären Bereich (Tagespflegen) angepasst und wissenschaftlich überprüft.
Die Ergebnisse für den 6-monatigen Therapiezeitraum in der randomisiert-kontrollierten Studienphase zeigten, dass die weiterentwickelte MAKS-Therapie® auch bei zuhause lebenden Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen die alltagspraktischen und kognitiven Fähigkeiten stabilisiert, während sie in der Kontrollgruppe ohne MAKS® im Durchschnitt weiter nachließen (siehe Straubmeier u.a. 2017). Die Wirkung stellte sich bereits bei denjenigen Tagespflegegästen ein, die die Tagespflege regelmäßig an 1-2 Tagen pro Woche besuchten, genauso wie in der Gruppe, die an 3-5 Tagen die Tagespflege aufsuchten. Dabei blieben die Personen der Kontrollgruppe nicht unversorgt. Sie erhielten das in der jeweiligen Tagespflege übliche Angebot. Außerdem war zu beobachten, dass die sogenannten nicht-kognitiven Symptome (Unruhezustände, Aggressivität, Schlafstörungen, etc.) unter dem Einfluss der MAKS-Therapie® tendenziell weniger wurden im Vergleich zur gleichbleibenden Symptomatik in der Kontrollgruppe (siehe Straubmeier u.a. 2017).
Die gesundheitsökonomische Evaluation zeigte, dass die Anwendung von MAKS® im Bereich der Tagespflege kosteneffektiv ist (Steinbeisser u.a. 2020). Der Wirksamkeitsvorteil der Interventionsgruppe war nicht mit einer durchschnittlichen Erhöhung der Gesamtkosten (einschließlich Interventionskosten) verbunden, sondern sogar mit tendenziell geringeren Kosten. Dieses Ergebnis ist für die Bedeutung von MAKS® für das Gesundheitswesen von großer Wichtigkeit.
In der offenen Phase der Studie, also nach Beendigung der kontrollierten Phase – das heißt außerhalb der randomisiert-kontrollierten Rahmenbedingungen – war weiterhin der der Interventionseffekt weiterhin feststellbar (Gräßel u.a. 2022). Dies spricht für eine Entfaltung der MAKS®-Wirkungen auch außerhalb von wissenschaftlichen Studien und somit für die „Alltagstauglichkeit“ von MAKS®. Zusätzlich wurde die Nutzung oder Nicht-Nutzung von MAKS® für 18 Monate nachbeobachtet (offene Phase). Die „freiwillige“ Nutzung der MAKS®-Intervention lag 18 Monate nach dem Ende der kontrollierten Phase bei 81 % (Gräßel u.a. 2022). Dies lässt darauf schließen, dass die Tagespflegen in der Durchführung der MAKS®-Intervention einen Vorteil für ihre Gäste und für die gesamte Einrichtung einschließlich der Mitarbeitenden sahen, sonst hätten sicherlich viel mehr Einrichtungen die Anwendung von MAKS® beendet.
2018 erhielt die MAKS-Therapie® den Theo und Friedl Schöller-Preis für Altersmedizin siehe hier.
Die detaillierten Ergebnisse hierzu finden Sie hier:
Straubmeier M, Behrndt E-M, Seidl H, Özbe D, Luttenberger K, Gräßel E:
(Originaltitel: Non-Pharmacological Treatment in People With Cognitive Impairment – Results From the Randomized Controlled German Day Care Study)
Deutsches Ärzteblatt 114 (2017).
URL: Artikel beim Deutschen Ärzteblatt
URL: Artikel beim Deutschen Ärzteblatt (deutsche Übersetzung)
Download: PDF der englischen Original-Version
Download: PDF der deutschen Übersetzung
Steinbeisser K, Schwarzkopf L, Graessel E, Seidl H:
The European Journal of Health Economics 21 (2020) 825-844.
URL: Springer Link
Graessel E, Donath C, Pendergrass A, Luttenberger K:
Das Gesundheitswesen 84 (2022) 1154-1157.
URL: Thieme Link
Die zentrale Hypothese zur Erklärung der Wirksamkeit von MAKS® lässt sich unter dem Schlagwort „Normalität der Anregung“ oder „Normalitätsprinzip“ zusammenfassen.
Damit ist folgendes gemeint: Die ideale Umgebung, um den Erhalt von Fähigkeiten zu fördern, ist deshalb multimodal, weil damit eine normale Alltagsbeanspruchung wiederhergestellt wird. Eine normale Alltagsbeanspruchung wiederum ist die, die alle menschlichen Fähigkeiten am umfassendsten beansprucht und damit trainiert. Mit kognitiven und (senso)motorischen Anforderungen, psychomotorischen Anforderungen, dem Üben von Fähigkeiten („skills“) und Kulturtechniken, dem Nachgehen von Alltagsaktivitäten sowie dem Nutzen von Kommunikation und sozialer Interaktion wird eine ausgewogene und umfassende Beanspruchung der vielfältigen kognitiv-psychischen Fähigkeiten des Menschen (Erleben, Denken, Wahrnehmen und Verhalten) erreicht. Weitere Erläuterungen hierzu finden Sie hier.
MAKS-mk+ ist eine besondere Zusammenstellung von MAKS-Elementen, die für die Anwendung in ambulant-betreuten Wohngemeinschaften entwickelt wurde. Es wurden kognitive Übungen („k“) mit motorischen Übungen aus MAKS („m“) kombiniert, wobei die m-Übungen durch Übungen zur Sturzprophylaxe („+“) ergänzt wurden.
„m“ — steht für motorisch
„k“ — steht für kognitiv
„+“ — steht für Sturzprophylaxe
Jede MAKS-mk+-Einheit besteht aus 30 Minuten Bewegungsübungen – montags, mittwochs und freitags Übungen zur Sturzprophylaxe „+“ sowie dienstags und donnerstags Aufgaben aus dem Motorischen Modul „m“. Anschließend finden täglich 30 Minuten kognitive Übungen aus dem Kognitiven Modul („k“) statt.
Die Übungen zum Kognitiven Modul (K) und zum Motorischen Modul (M) stammen aus der MAKS-Therapie. Die Übungen zur Sturzprävention (+) stammen aus dem von der BZgA kostenfrei herausgegebenem Sturzpräventionsprogramm „Gleichgewicht und Kraft“ – elektronisch oder gedruckt hier erhältlich.
Das Sturzpräventionsprogramm ist international verbreitet und mehrfach wissenschaftlich erprobt.
Hier der Übersichtsplan mit den konkreten Hinweisen auf die verwendeten „+“-Übungen zur Sturzprophylaxe:
Hinweis:
In der Studie wurde davon ausgegangen, dass durch die besondere Struktur und Lebensform in einer ambulant-betreuten Wohngemeinschaften sozial-kommunikative und alltagspraktische Inhalte auch unabhängig von der MAKS®-mk+ Maßnahme vermittelt werden. In der Versorgungspraxis außerhalb einer wissenschaftlichen Studie können die sozial-kommunikativen und alltagspraktischen Module von MAKS®-m selbstverständlich ebenfalls durchgeführt werden. Dies war sogar die ausdrückliche Empfehlung der meisten MAKS®-mk+-Therapeutinnen und -Therapeuten nach der Studie!
In der randomisiert-kontrollierten Studie „DemWG“ (Demenz in ambulant-betreuten WohnGemeinschaften) wurde MAKS®-mk+ sechs Monate lang regelmäßig an 5 Tagen pro Woche in Gruppen mit 3 bis 12 leicht bis mittelschwer an Demenz erkrankten WG-Bewohnerinnen und -Bewohner angewandt. In den WGs der Interventionsgruppe führten ein bis zwei speziell geschulte Pflegekräfte MAKS®-mk+ durch.
In der DemWG-Studie wurden zusätzlich zur Durchführung von MAKS®-mk+ das Pflegepersonal in den Wohngemeinschaften der Interventionsgruppe sowie die behandelnden Ärztinnen und Ärzte zu Ursachen und Risiken von Krankenhausübertritten bei Demenzbetroffenen durch Informationstexte geschult („komplexe Intervention“). Die WGs der Kontrollgruppe erhielten erst nach Beendigung der Studie die Bestandteile der komplexen Intervention einschließlich MAKS®-mk+ (Vorgehen nach dem Prinzip der „Warte-Kontrollgruppe“).
Die zentralen Studienergebnisse lauten:
MAKS®-mk+ (als wesentlicher Teil der komplexen Intervention) …
Misonow J, Wolf-Ostermann K, Altona J, Schmidt A, Stiefler S, Guenay S, Kratzer A, Keck A, Donath C, Graessel E:
BMC Medicine 23 (2025) 262.
Download englisch: Download PDF
MAKS-mk+ können alle durchführen, die die MAKS-m-Schulung erfolgreich absolviert haben. Eine gesonderte Schulung ist nicht notwendig.
MAKS-s ist die Form der MAKS-Therapie für Menschen mit schwerer Demenz.
„s“ — steht für schwer
Im Grundsatz ist auch MAKS-s eine nicht-medikamentöse Mehrkomponenten-Gruppentherapie mit motorischer, kognitiver und alltagspraktischer Förderung sowie einer sozial-kommunikativen Einstimmung in fester Reihenfolge. Der prinzipielle Ablauf ist ähnlich wie bei MAKS-m, allerdings mit Inhalten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit schwerer Demenz angepasst sind. Außerdem ist eine MAKS-s-Therapieeinheit zeitlich kürzer als bei MAKS-m (ca. eine Stunde).
Nach der Teilnahme an der MAKS-s-Schulung, erhalten Sie kostenfrei das MAKS-s-Handbuch.
MAKS-s zielt einerseits darauf ab, die Situation von Menschen mit schwerer Demenz positv zu beinflussen.
Andererseits sollen auch das Pflege- und Betreuungspersonals von der MAKS-s-Schulung und der späteren Anwendung von MAKS-s profitieren. Deshalb wird in der MAKS-s-Schulung neben der Vermittlung der eigentlichen MAKS-s-Inhalte auch behandelt, die Einstellung gegenüber Menschen mit Demenz und deren Bedürfnisse zu reflektieren und eigene Handlungsroutinen zu hinterfragen. Insgesamt werden die individuellen Kompetenzen der Pflege- und Betreuungskräfte im Umgang mit Menschen mit schwerer Demenz verbessert.
Prinzipiell ist die Schulung zugänglich für alle Interessenten. Eine Zertifizierung zum MAKS-s-Therapeuten / zur MAKS-s-Therapeutin kann jedoch nur mit gültiger MAKS-m-Zertifizierung erfolgen.
MAKS®-s wurde in der randomisiert-kontrollierten „MAKS®-s-Studie“ untersucht. In den 13 Pflegeheimen der Interventionsgruppe sollte MAKS®-s 3-mal pro Woche sechs Monate lang – von Juli bis Dezember 2020 – durchgeführt werden. Die 13 Pflegeheime der Kontrollgruppe erhielten erst nach Beendigung der kontrollierten Phase (Januar 2021) die Möglichkeit, ihr eigenes Personal in MAKS®-s schulen zu lassen (Vorgehen nach dem Prinzip der „Warte-Kontrollgruppe“). Nach weiteren sechs Monaten (im Juli 2021) erfolgte die Nachbefragung der Therapeutinnen und Therpeuten aus der früheren Interventionsgruppe und des ebenfalls in MAKS®-s geschulten Personals der vormaligen Kontrollgruppe.
Bei der Beurteilung der Ergebnisse sind drei wesentliche Aspekte zu berücksichtigen:
Die zentralen Studienergebnisse lauten:
MAKS®-s …
Hinweis: Die 6-Monats-Ergebnisse der MAKS®-s-Studie (Nachweis: Kratzer et al. 2022), in der sich keine Unterschiede zwischen Interventions- und Kontrollgruppe zeigten, sind als „Pandemie-Ergebnisse“ zu betrachten und sagen nichts aus über die Wirkung von MAKS®-s in „Normalzeiten“!
Kratzer A, Diehl K, Gefeller O, Meyer S, Graessel E:
BMC Geriatrics 22 (2022) 1001.
Download englisch: Download PDF
Diehl C, Kratzer A, Graessel E:
12-Monats-Follow-up Ergebnisse im Anschluss an die randomisiertkontrollierte MAKS®-s Studie.
Das Gesundheitswesen 85 (Suppl. 3) (2023) S218-S225
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