Über MAKS®-s


Was ist MAKS®-s?

MAKS®-s ist die Form der MAKS-Therapie® für Menschen mit schwerer Demenz („s“ steht für severe). Im Grundsatz ist auch MAKS®-s eine nicht-medikamentöse Mehrkomponenten-Gruppentherapie mit motorischer, kognitiver und alltagspraktischer Förderung sowie einer sozial-kommunikativen Einstimmung in fester Reihenfolge. Der prinzipielle Ablauf ist ähnlich wie bei MAKS®-m, allerdings mit Inhalten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit schwerer Demenz angepasst sind. Außerdem ist eine MAKS®-s-Therapieeinheit zeitlich kürzer als bei MAKS®-m (ca. eine Stunde).


MAKS®-s-Therapieeinheit

MAKS®-s-Therapieeinheit

ca. 10 Minuten Soziale Einstimmung
ca. 20 Minuten Motorische Aktivierung
ca. 10 Minuten Kognitive Aktivierung
ca. 20 Minuten Alltagspraktische Aktivierung


Kompetenzsteigerung der Therapeutinnen und Therapeuten
Insbesondere auf Ebene des Pflege- und Betreuungspersonals sind nachhaltige Wirkungen zu erwarten. Das Schulungskonzept baut darauf auf, die individuellen Kompetenzen der Pflege- und Betreuungskräfte im Umgang mit Menschen mit schwerer Demenz (MmsD) zu verbessern. Ziel ist es, die eigene Einstellung gegenüber MmsD zu reflektieren und eigene Routinen zu hinterfragen. Dies trägt zu einer nachhaltigen Verbesserung der Situation von MmsD in Pflegeheimen bei.

Prinzipiell ist die Schulung zugänglich für alle Interessenten. Eine Zertifizierung zum MAKS®-s-Therapeuten / zur MAKS®-s-Therapeutin kann jedoch nur mit gültiger MAKS®-m-Zertifizierung erfolgen.


Ergebnisse zum Forschungsprojekt „MAKS-s“ (Projektleiter: Prof. Dr. med. Elmar Gräßel)

Positive Entwicklungen durch MAKS®-s festgestellt und Durchführung nach Vorgabe ganz wichtig
Von Juli bis Dezember 2020 fand die Durchführung von MAKS®-s für Menschen mit schwerer Demenz in Pflegeheimen statt („Interventionsgruppe“). Es wurde auch ein Vergleich zur Versorgung ohne MAKS®-s („Kontrollgruppe“) durchgeführt. Trotz positivem Feedback während der Interventionsphase konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe festzustellt werden (siehe Diehl u.a. 2020). Die schwierige Situation in den Pflegeheimen im November/Dezember 2020 hat die Durchführung einer wissenschaftlichen Studie erheblich erschwert und sicherlich zu diesem Ergebnis beigetragen. Deshalb wurde sechs Monate nach Beendigung der Interventionsphase eine Nachbefragung der ausgebildeten Therapeutinnen und Therapeuten durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt hatten auch die Pflegeheime der Kontrollgruppe die Schulung der MAKS®-s-Therapeutinnen und -Therapeuten erhalten und alle Pflegeheime waren in der Lage, die Intervention durchzuführen. Die MAKS®-s-Therapeutinnen und -Therapeuten aller beteiligten Pflegeheime erhielten einen Fragebogen, der die Struktur-, Prozess, und Ergebnisqualität der durchgeführten Intervention erhob. 51 der zurückgesendeten Fragebogen konnten für die Auswertung verwendet werden.
Zwei Ergebnisse sind von zentraler Bedeutung (siehe Diehl u.a. 2023):
1. Ein Jahr nach Beginn der Studie berichten 62 % der Befragten von positiven Entwicklungen der alltagspraktischen Fähigkeiten und des Sozialverhaltens durch MAKS®-s
2. Es zeigte sich, dass die Durchführung der MAKS®-s Intervention nach Vorgabe des Manuals der einzige ausschlaggebende Faktor war, der den Benefit der Menschen mit schwerer Demenz vorhersagen konnte. Wenn die Therapeutinnen MAKS®-s nach Vorgabe, das heißt, mindestens zwei Mal pro Woche, mit allen vier Modulen in der vorgegebenen Reihenfolge und ohne zeitliche Verkürzung durchführten, profitierten die Menschen mit Demenz signifikant mehr davon, als wenn Veränderungen/Kürzungen vorgenommen wurden. Dieses Ergebnis zeigt eindrücklich, dass MAKS®-s nur wirken sein kann, wenn es manualgetreu durchgeführt wird. Deshalb sollte es allen MAKS®-Therapeutinnen ein Anliegen sein, die Therapie nicht zu verändern, damit die Menschen mit schwerer Demenz auch davon profitieren können.
PS: Für die Veröffentlichung dieser Ergebnisse erhielten die Autorin und die Autoren auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrieim September 2022 einen Poster-Preis.


Die detaillierten Ergebnisse hierzu finden Sie hier:

Zum Forschungsprojekt „MAKS®-s“

Diehl K, Kratzer A, Graessel E:
The MAKS-s study: Multicomponent nonpharmacological intervention for people with severe dementia in inpatient care – study protocol of a randomised controlled trial.
BMC Geriatrics 20 (2020) 405.

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URL: Link zu BMC Geriatrics Study protocol

Diehl C, Kratzer A, Graessel E:
Unter welchen Bedingungen können Menschen mit schwerer Demenz im Pflegeheim von einer psychosozialen Mehrkomponenten-Intervention profitieren? 12-Monats-Follow-up Ergebnisse im Anschluss an die randomisiertkontrollierte MAKS®-s Studie.
Das Gesundheitswesen 85 (Suppl. 3) (2023) S218-S225

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URL: Link zu Thieme


Psychopharmaka bei Menschen mit schwerer Demenz

Neuropsychiatrische Symptome dominieren das klinische Bild der schweren Demenz. Eine Auswertung der MAKS®-s-Studie zeigt, dass 56 % der Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner mindestens ein Antipsychotikum zur Dauerbehandlung erhielten.
Mehr als die Hälfte der Demenzerkrankten in deutschen Pflegeheimen befindet sich bereits im Stadium der schweren Demenz, Tendenz steigend. Neuropsychiatrische Symptome (NPS) dominieren das klinische Bild dieser Patienten. Obwohl die S3 Leitlinie „Demenzen“ der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde zur Therapie von NPS zuerst eine psychosoziale Therapie empfiehlt, werden bei Menschen mit Demenz häufig Antipsychotika verordnet. Um diese Tatsache auch bei Menschen mit schwerer Demenz zu überprüfen, wurden die Daten der 142 Studienteilnehmenden der MAKS®-s Studie, die vor dem Ausbruch der Covid-19 Pandemie erhoben wurden, analysiert. Ermittelt wurden die Häufigkeiten der verordneten Psychopharmaka (Antidementiva, Antidepressiva, Sedative/Hypnotika und Antipsychotika) und die neuropsychiatrischen Symptome. Die Teilnehmenden der MAKS®-s-Studie waren durchschnittlich 86 Jahre alt, drei Viertel waren Frauen. 74% der Personen erhielten mindestens ein Psychopharmakon, am häufigsten wurden Antipsychotika (56%) verordnet. 20 % der Personen erhielten Antidementiva und 26 % Antidepressiva. Kontraindizierte Substanzen wie Trizyklika oder Olanzapin wurden nicht verordnet. 93 % der Studienteilnehmenden wiesen eines oder mehrere NPS auf. Am häufigsten beobachtet wurden aggressives Verhalten und Reizbarkeit bei jeweils 44 % der Stichprobe und abweichendes motorisches Verhalten bei 42 %. Klinisch relevante NPS zeigten insgesamt 80 % der Menschen mit schwerer Demenz. Die häufigsten Symptome in klinisch relevanter Ausprägung waren abweichendes motorisches Verhalten (36 %), Aggression (28 %) und Apathie (25 %). Keinerlei NPS zeigten lediglich 7 % der Menschen mit schwerer Demenz in Pflegeheimen. In der Bewertung der querschnittlichen Ergebnisse gehen die Autorin und die Autoren von einer therapeutischen Vorgehensweise aus, die verbessert werden sollte. Laut der S3-Leitlinie soll vor einer Behandlungsentscheidung die Ursachenforschung stehen. In der wissenschaftlichen Literatur wurden vor allem Schmerzen und das Fehlen von Aktivitäten sowie unbefriedigte Bedürfnisse als Auslöser von NPS identifiziert. Die Autorin und die Autoren vermuten deshalb, dass mangelnde zeitliche und personelle Ressourcen, diese Ursachen zu identifizieren und zu behandeln, in deutschen Pflegeheimen dafür verantwortlich sind, dass Psychopharmaka als zeitsparende Alternative – im Vergleich zu den vorrangig bei NPS empfohlenen psychosozialen Interventionen – häufig angewendet werden.


Die detaillierten Ergebnisse hierzu finden Sie hier:
Diehl K, Kratzer A, Donath C, Maas R, Fromm MF, Kornhuber J, Graessel E:
Psychopharmakologische Behandlung von Menschen mit schwerer Demenz. Ergebnisse einer Querschnittsanalyse.
Deutsches Ärzteblatt International 119 (2022) 664-665

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URL: Link zum Deutschen Ärzteblatt international